Thomas Strobl, Stellvertretender Ministerpräsident und Minister des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen in Baden-Württemberg
Die Digitalisierung verändert die Welt – und sie fordert Staat, Wirtschaft und Gesellschaft stärker als jede andere Entwicklung der Vergangenheit. Das liegt vor allem an der kaum noch zu erfassenden und zu kontrollierenden Geschwindigkeit dieses Wandels. Als Landesregierung ist es unser erklärtes Ziel, die Digitalisierung zu einem Erfolgsmodell in Baden-Württemberg machen. Deshalb gehen wir mutig voran, bauen die notwendigen Infrastrukturen konsequent aus und achten dabei stets auf die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in unserem Land.
Industrie 4.0 braucht Verwaltung 4.0
Der digitale Wandel ist dabei kein Selbstzweck. Entscheidend ist, dass die Digitalisierung zur Steigerung der Lebensqualität der hier lebenden Menschen beiträgt. Dazu gehört auch die Digitalisierung der Verwaltung. Denn ohne “Verwaltung 4.0” kann auch “Industrie 4.0” nicht durchgreifend gelingen. Dazu sind Wirtschaft und öffentliche Verwaltung zu eng miteinander verknüpft. Zeitgemäßes Verwaltungshandeln benötigt deshalb intelligente Vernetzung, zügiges Entscheiden und eine IT-Architektur, die maximale technische Möglichkeiten mit optimalen Nutzungschancen vereint.
Das Onlinezugangsgesetz sieht deshalb die vollständige Digitalisierung aller Verwaltungsleistungen für Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen bis zum 31. Dezember 2022 vor. Aufbauend auf der zentralen E-Government-Plattform service-bw entwickeln wir in Baden-Württemberg gemeinsam mit unseren IT-Dienstleistern und motivierten Kommunen digitale Verwaltungsleistungen, die sowohl für Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen als auch für Kommunen und Behörden einen größtmöglichen Nutzen bringen. Das Land befindet sich damit auf einem guten Weg, das Ziel der vollständigen Digitalisierung aller Verwaltungsleistungen zu erreichen.
Herausforderungen der Zukunft
Digitalisierung bedeutet freilich auch, Dinge auszuprobieren, Experimente einzugehen und mit Digitalisierungsprojekten an die Öffentlichkeit zu gehen, die noch nicht zu 100 Prozent optimiert sind – auch auf die Gefahr hin, dass beispielsweise eine digitale Verwaltungsleistung nicht auf Anhieb perfekt ist. All dies erfordert eine Art und Weise zu arbeiten, die der öffentlichen Verwaltung bisher eher fremd ist. In den Behörden ist oftmals und zurecht ein ausgeprägtes Bedürfnis für Verfahrenssicherheit und Fehlerfreiheit vorherrschend. Bei der Digitalisierung kommt es aber gerade auf agile Pionierarbeit an: Neues wagen, Risiken eingehen, pfiffige Lösungen erarbeiten. Mut, Ambition und eine anerkannte Fehlerkultur sind hier der Schlüssel zum Erfolg!

Die Zukunft der Verwaltung bleibt deshalb auch nicht bei dem einfachen Angebot digitalisierter Leistungen und Prozesse stehen. Eine weitgehende Automatisierung der Informationsverarbeitung und Entscheidungsfindung mit Hilfe von künstlicher Intelligenz sind Entwicklungen, die uns in den kommenden Jahren zunehmend betreffen werden. Dabei gilt es, mit Augenmaß sicherzustellen, dass dabei die menschlichen Entscheidungsträger nicht aus ihrer Verantwortung gedrängt werden oder gar die künstliche Intelligenz die menschliche Intelligenz verdrängt. Technologie soll und darf immer nur eine dienende Funktion haben! Darüber hinaus ist Grundlage für eine Automatisierung nicht allein die Vernetzung bestehender Systeme, sondern insbesondere der strukturierte Datenaustausch, der klare Zuordnungen und somit die automatisierte Verarbeitung ermöglicht. Wenn es um den Transport größerer Datenmengen geht, vernetzt unserer E-Government-Plattform service-bw die Behörden bereits heute schon landesweit.
Auf dem Nährboden der Innovationskraft und Exzellenz werden wir die bisherigen Aktivitäten auf dem Gebiet der Digitalisierung konsequent vorantreiben und weiter ausbauen. Baden-Württemberg hat die besten Ausgangsbedingungen, um zur Leitregion des digitalen Wandels zu werden – in der Industrie und in der Verwaltung!