Zukunft des UHF-Bandes - Frequenzvergabe zwischen Sicherheit und Unterhaltung
Die Lizenzen für das Spektrum zwischen 470 bis 694 MHz, dem sogenannten UHF-Bereich, stehen noch in diesem Jahrzehnt aus. Die World Radio Conference (WRC) wird Ende 2023 bei ihrem Meeting in Dubai über die künftige Nutzung – zunächst Mobilfunk oder anderes – des Bandes entscheiden.
Das weckt dringende Begehrlichkeiten. In den WRC-Vorbereitungsgremien wie in der Öffentlichkeit wird derzeit um die Positionierung Deutschlands gerungen. Die Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BDBOS) und Bundeswehr haben bereits 2019 in einem gemeinsamen Strategie-Ansatz Großteile des freiwerdenden UHF-Bereichs für ihre künftige Breitband-Infrastruktur beansprucht. Aus Sicht der BOS und Bundeswehr ist die Zuteilung der Bänder zum Aufbau einer effizienten einsatzkritischen Kommunikation im Alltag wie in Katastrophenlagen zwingend. Die kommerziellen Mobilfunkbetreiber reklamieren den attraktiven Frequenzbereich ebenfalls für sich und ihre Nutzer.
Auf der anderen Seite stehen die derzeitigen Noch-Inhaber der Frequenzen, unter anderem die Veranstalter terrestrischen Fernsehens und Hersteller wie Nutzer von funkbasierter Veranstaltungstechnik, deren Lobby marketingtechnisch geschickt den Frequenzen das Etikett „Kulturfrequenzen“ verpasst hat. Im sonst eher unauffälligen Medien-Kapitel des Koalitionsvertrags haben die Ampel-Partnerinnen und -Partner einen potenziell folgenschweren Satz untergebracht: „Wir wollen das UHF-Band dauerhaft für Kultur und Rundfunk sichern.“
Dem gegenüber steht die Bundesnetzagentur (BNetz) als zuständiger Regulator. Im November 2021 hat die BNetzA eine Studie über „Perspektiven zur Nutzung des UHF-BA NDS 470-694 MHZ nach 2030“ publiziert, die deutlich macht, dass hier eine differenzierte Sichtweise möglich ist und zielführend sein kann. Künftige Diskussionen werden sich daher um eine bedarfsgerechte wie effiziente Aufteilung des UHF-Bereichs drehen.
Moderation: Dr. Barbara Held, Behörden Spiegel
- Andreas Gegenfurtner, Präsident, BDBOS
- Martin Gerster, Mitglied des Deutschen Bundestag (SPD)
- Alexander Kühn, Referatsleiter für internationale Frequenzangelegenheiten, ITU und Weltfunkkonferenzen, Bundesnetzagentur
- Kai Hess, Referatsleiter Nationale und Internationale Digital-/Cyber-/ Frequenzpolitik und IT-Strategie, Bundesministerium der Verteidigung
- Dr. Andreas Wilzeck, Vorsitzender des LIPS-Konsortiums und Manager Spectrum Policy and Standards, Sennheiser
- N.N., Bundeswehr
- N.N., kommerzieller Mobilfunkbetreiber